
Lagebericht der Konzernleitung
Logistik und Beschaffung
Logistik zur Kernkompetenz ausgebaut
Im Oktober 2011 wurde Geberit mit dem von der Bundesvereinigung Logistik verliehenen → Deutschen Logistik-Preis 2011 ausgezeichnet. Gewürdigt wurde das Projekt «Der radikale Umbau einer Konzernlogistik», durch das die Kosten drastisch gesenkt und gleichzeitig Durchlaufzeiten und Lieferservice deutlich verbessert wurden. Im Mittelpunkt des im Jahr 2005 eingeleiteten Umbaus stand ein neues Prozessmodell für das Supply Chain Management (SCM). Hauptprojekte des 10-Punkte-Masterplans waren die Zentralisierung der Distribution, das in 2010 in Betrieb genommene neue Logistikzentrum in Pfullendorf (DE) sowie ein gruppenweites Logistikcontrolling. Sowohl aus Sicht der europäischen Geberit Kunden wie auch der europäischen Produktionsstandorte von Geberit ist die geografisch zentrale Lage von Pfullendorf ideal, um eine effiziente Abwicklung der Logistikprozesse und Verteilabläufe zu ermöglichen.
Die in 2011 vollzogene Gründung der Geberit Logistik GmbH war die letzte Etappe auf dem Weg zur Konzernlogistik als eigenständige Konzernfunktion. Die Logistik spielt nun eine wesentliche und fest definierte Rolle in allen Bereichen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens. Diese beginnt bereits im Produktentwicklungsprozess und geht über Einkauf, Produktion, Distributionslogistik und Transportmanagement bis hin zu den Kunden. Dank dieser integrierten Lösung konnten die Logistikkosten um 15% und die mittlere Durchlaufzeit eines Kundenauftrages in Europa um 26% reduziert werden.

Eine «grüne Logistik» war ebenfalls wichtiger Bestandteil des 10-Punkte-Masterplans. Umweltschonende Transportdienstleistungen stehen neben Faktoren wie Wirtschaftlichkeit und Pünktlichkeit im Vordergrund. Geberit unterhält keine eigene Fahrzeugflotte. Weil die externe Logistik über 30% zur Umweltbelastung der Geberit Gruppe beiträgt, ist die Zusammenarbeit mit den für das Unternehmen tätigen Transportdienstleistern zentral. Die Partner verpflichten sich mit der Unterzeichnung des im Jahr 2010 eingeführten Umweltkodex für Transportdienstleister, sich aktiv an den Bemühungen um eine effiziente Nutzung von Energie und Verpackungsmaterial und die Reduzierung von Emissionen zu beteiligen. Die Unternehmen sind verpflichtet, mit entsprechenden Daten das Geberit Umweltreporting zu unterstützen.
Der 2010 entwickelte Logistikrechner erlaubt es, jährlich die Zusammensetzung des Fahrzeugparks, die Transportleistung und den Treibstoffverbrauch aller Transportdienstleister zu erfassen und die Umweltbilanz zu erstellen. Gegenüber der letzten Berichterstattung wurden nebst den Transporten über das Logistikzentrum in Pfullendorf neu auch alle Transporte über Langenfeld (DE) sowie alle Flug- und Schiffstransporte abgebildet (was Restatements der im Vorjahr ausgewiesenen Werte zur Folge hatte). Mit den zwölf grössten Transportdienstleistern wurden 168 Millionen Tonnenkilometer umgesetzt (Vorjahr 149 Millionen Tonnenkilometer), woraus CO2-Emissionen in der Höhe von 25 500 Tonnen (Vorjahr 22 900 Tonnen) resultierten. Der Anteil an Euro5-Fahrzeugen betrug dabei 85% (Vorjahr 70%), womit der gesetzte Zielwert von zwei Dritteln übertroffen werden konnte. Zusätzlich ist die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene ein wichtiger Punkt zur Reduktion der Umweltbelastung. Der Transport von und nach Italien erfolgte beispielsweise zu 92% (Vorjahr 95%) mit der Bahn. Auch der Einsatz von Megatrailern, die ungefähr 15% mehr Ladevolumen aufnehmen können, erhöht die Energieeffizienz: So wurden 2011 rund 1 200 solcher Transporte (Vorjahr 1 050) zwischen Rapperswil-Jona (CH) und Pfullendorf (DE) und rund 750 Transporte (Vorjahr 300) zwischen Pottenbrunn (AT) und Pfullendorf durchgeführt.
Zukunftsweisende Beschaffungspolitik
Geschäftspartner und Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Standards verpflichtet. Dies betrifft vor allem konsequenten Umweltschutz, sozial verträgliche Arbeitsbedingungen und faire Geschäftspraktiken. Der → Verhaltenskodex für Lieferanten existiert seit Ende 2007 und orientiert sich unter anderem an den Prinzipien des United Nations Global Compact. Bis Ende 2011 haben 603 Lieferanten (Vorjahr 563 Lieferanten) den Verhaltenskodex unterschrieben. Dies entspricht 93% des gesamten Einkaufswerts (Vorjahr 90%). Damit wurde der Zielwert von 95% für das Jahr 2011 knapp verfehlt. Bei den Top-200-Lieferanten liegt der Anteil der Unterzeichner bei 99% (Vorjahr 98%). Der Verhaltenskodex ist für jeden neuen Lieferanten bindend.
Das Risikomanagement im Beschaffungswesen wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Das in 2009 gestartete Projekt Purchasing Excellence PUREX hat die kontinuierliche Neustrukturierung und Optimierung der Beschaffung der gesamten Geberit Gruppe zum Ziel. Alle Mitarbeitenden aus den Bereichen Beschaffung und Qualität an weltweit allen Standorten (exkl. USA) wurden bezüglich dem neuen Geberit Lieferanten Management geschult. Die Auswahl neuer Lieferanten umfasst zwingend einen Qualitätsaudit inklusive einiger Kriterien zu EHS (Umwelt, Gesundheit, Sicherheit) -Themen. Alle Lieferanten werden strukturiert und vergleichend bewertet, basierend auf den fünf Kategorien Unternehmen und Finanzen, Qualität und EHS, Preis und Kosten, Beschaffungskette und Lieferung sowie Produktion und Technologie. Im Berichtsjahr wurde das Planungssystem für die Durchführung von systematischen Audits weiterentwickelt. Bestehende Zulieferer werden je nach Produktionsland und Art des Produktionsprozesses einer Nachhaltigkeits-Risikoklasse zugeordnet. Diese ist die Basis für die jährliche Audit-Planung. Im Audit soll nicht nur die Einhaltung der Richtlinien überprüft, sondern auch die weitere Zusammenarbeit und der Know-how-Austausch mit den Lieferanten evaluiert werden. Neben den inhaltlich breit ausgelegten Qualitätsaudits werden spezifische EHS-Audits vor allem in der höchsten Risikoklasse durchgeführt. Im Audit definierte Massnahmen werden auf deren Umsetzung beim nächsten Besuch eines Einkäufers kontrolliert. Die Audit-Ergebnisse beeinflussen die künftige Beziehung zum entsprechenden Lieferanten massgeblich: die Spanne reicht von der Erhöhung des Liefervolumens, über eine Fortführung der Geschäftsbeziehung im bisherigen Rahmen, bis hin zu einer Beendigung der Zusammenarbeit.