Integrierter Geschäftsbericht 2015
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14. Lieferanten (SU)

14.1 Beschreibung der Lieferkette des Unternehmens

Das Corporate Purchasing (CPU) ist für die Beschaffung in allen Produktionswerken weltweit (ausser USA) zuständig und führt die Beschaffungsorganisation durch ein Team von Lead Buyers, die für verschiedene Materialgruppen strategisch verantwortlich sind. Mit der Integration der Einkaufsspezialisten der vormaligen Sanitec hat das Corporate Purchasing weiter an Statur und Bedeutung gewonnen.

Geberit weist eine Produktion mit hoher Fertigkeitstiefe auf, d.h. eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Daraus resultiert ein relativ geringer Anteil von Materialkosten am Geberit Nettoumsatz.

Die Rohmaterialien und Halbfabrikate stammen hauptsächlich von Lieferanten aus Westeuropa (78,6% des Einkaufswerts). Der Anteil des Einkaufsvolumens aus Asien und aus Osteuropa beträgt je 9,5%, aus Amerika 1,9% und aus Afrika 0,5%. Das Einkaufen «Upstream» in der Lieferkette bzw. die hohe Eigenfertigungstiefe, sowie der sehr hohe Anteil westeuropäischer Lieferanten hat zur Folge, dass das allgemeine Risikoprofil der Lieferkette verhältnismässig gering ist. Durch die aktive Durchsetzung einer «Dual Sourcing Strategie» – also der Beschaffung eines Guts von zwei Anbietern – werden Abhängigkeiten zusätzlich reduziert.

Geberit beschaffte im Jahr 2015 Rohmaterialien (28,1%), Halbfabrikate (43,9%) und Fertigprodukte (28,0%) mit einem Einkaufswert von CHF 755,0 Mio. (Vorjahr CHF 646,0 Mio.) von weltweit rund 2 200 Lieferanten.

14.2 Managementansatz zur Bewertung der Lieferanten nach Nachhaltigkeitskriterien

Geschäftspartner und Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Standards verpflichtet. Grundlage für die Zusammenarbeit ist der  Verhaltenskodex für Lieferanten. Der Kodex orientiert sich an den Prinzipien des United Nations Global Compact und ist für jeden neuen Lieferanten bindend. Auch die Lieferanten der vormaligen Sanitec werden nun zur Einhaltung dieser Standards verpflichtet. Der Kodex umfasst konkrete Vorgaben zur Qualität und zur Einhaltung von ökologischen, arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Anforderungen und gibt die Einhaltung der Menschenrechte vor. Der Lieferant muss auf Anfrage von Geberit entsprechende Aufzeichnungen anfertigen, um die Einhaltung der Kodexvorgaben nachzuweisen und diese jederzeit zur Verfügung zu stellen. Bei Nicht-Erfüllung der in diesem Kodex festgelegten Vorschriften werden nach Möglichkeit Korrekturmassnahmen ergriffen. Eine Nicht-Erfüllung seitens des Lieferanten wird als erhebliches Hindernis für die Weiterführung der Geschäftsbeziehung gewertet. Für den Fall, dass der Lieferant diese Nicht-Erfüllung nicht korrigiert, kann Geberit die Zusammenarbeit beenden.

In der Beurteilung der Lieferanten wird grösstmögliche Transparenz angestrebt. Alle neuen und bestehenden Partner werden daher in standardisierten Prozessen nach den gleichen Kriterien bewertet: Gesamtunternehmen, Qualität, Nachhaltigkeit, Preis, Beschaffungskette, Liefertreue, Produktion und Technologie. In der Regel ist ein Qualitätsaudit inklusive Abklärungen zu Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen Bestandteil bei der Auswahl eines Lieferanten. Zeigen sich bei diesen Kriterien Ungereimtheiten, wird zusätzlich ein vertieftes Audit durchgeführt.

Das Lieferantenmanagement hat ein Risikomanagement integriert. Dieses beruht auf der Einteilung der Lieferanten in Risikoklassen – je nach Produktionsstandort (Land) und Art des Produktionsprozesses. Wegen des hohen Anteils der Beschaffung aus Westeuropa ist das Risiko in der Lieferkette von Geberit eher gering. Im Berichtsjahr wurden 42 Unternehmen in der höchsten Risikoklasse identifiziert. Diese entsprechen weniger als 5% des gesamten Einkaufswertes. 33 dieser 42 Lieferanten wurden bereits auditiert. Innerhalb dieser Risikoklasse wird der Fokus auf unabhängige Lieferanten gelegt, die beispielsweise nicht Teil eines grösseren Konzerns mit anerkanntem Nachhaltigkeitsmanagement sind. Für diese Lieferanten erfolgt eine systematische Planung und Durchführung von Audits, in der Regel alle drei Jahre. Um die Neutralität sowie das für die Prüfungen benötigte Wissen sicher zu stellen, wird auch mit einem externen Partner kooperiert. In China hat sich die Durchführung von Audits durch unabhängige Experten bewährt. Dies ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Glaubwürdigkeit im Lieferantenmanagement. Fördern Audits Missstände zutage, hat dies Sanktionen zur Folge. In der Regel wird dann eine Frist für die Mängelbehebung gesetzt.

14.3 Prozentsatz neuer Lieferanten mit Prüfung zu Nachhaltigkeitsaspekten

Alle neuen Lieferanten verpflichten sich zur Einhaltung des Verhaltenskodex und damit zur Einhaltung von internationalen Standards zu Umweltschutz, Arbeitspraktiken und Menschenrechten.

14.4 Auswirkungen in der Lieferkette hinsichtlich Nachhaltigkeit

Bis Ende 2015 haben insgesamt 868 Lieferanten (Vorjahr 728) den Verhaltenskodex für Lieferanten unterzeichnet. Dies entspricht über 90% des gesamten Einkaufswerts. Bei den Top-200-Lieferanten liegt der konsolidierte Anteil bereits bei 93,1% (Vorjahr 98,3%), da bei einem wesentlichen Teil der Top-Lieferanten der vormaligen Sanitec Gruppe bereits die Sensibilisierung hinsichtlich Geberit Standards und Prozesse erfolgte.

Für Audits in China arbeitete Geberit auch 2015 mit der SGS zusammen. In insgesamt fünf Audits zeigte sich die Einhaltung von Standards bei Arbeitssicherheit und Umweltschutz.

Eine vollständige Reglementierung des zweiten und dritten Gliedes der Zulieferkette durch Unterzeichnen eines Verhaltenskodex ist nur in wenigen, begründeten Ausnahmen vorgesehen, da dies unverhältnismässig grosse administrative Zusatzaufwände mit geringem Mehrwert bedeuten würde. Geberit verfolgt einen pragmatischen aber wirkungsvollen Weg: Bei der Überprüfung der Zulieferer in der höchsten Risikoklasse wird die Analyse der wichtigsten Zulieferer in die Risikoanalyse und in die Abklärungen bei den Audits vor Ort miteinbezogen. Letztlich strebt Geberit ein zeitgemässes Lieferantenmanagement an, bei dem die Beziehung zum Lieferanten aktiv gehandhabt wird und Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette gemeinsam analysiert werden.