Editorial
Das Geschäftsjahr 2014 verlief für die Geberit Gruppe trotz einem anhaltend anspruchsvollen Umfeld sehr erfreulich. In beinahe allen Märkten konnten überzeugende Umsatzzuwächse erzielt und Marktanteile gewonnen werden. Die Ergebnisse übertrafen die guten Vorjahreswerte erheblich.
Der kumulierte Umsatz im Jahr 2014 nahm um 4,9% auf CHF 2 404,4 Mio. zu, was einem währungsbereinigten Wachstum von 6,4% entspricht. Nachdem im ersten Halbjahr – teilweise durch ein für die Bauwirtschaft vorteilhaftes Winterwetter begünstigt – die Umsätze überdurchschnittlich wuchsen, flachte dieser Trend in den zweiten sechs Monaten des Jahres leicht ab, lag jedoch immer noch im Rahmen der mittelfristigen Erwartungen. Das erfreuliche Volumenwachstum sowie eine unterdurchschnittliche Zunahme des Materialaufwands wirkten sich positiv auf die Ergebnisse aus. Teilweise kompensiert wurden diese Faktoren durch höhere Kundenboni sowie durch einen Anstieg beim Personalaufwand. Das Betriebsergebnis (EBIT) nahm um 13,0% auf CHF 576,9 Mio. zu, die EBIT-Marge betrug 24,0% (Vorjahr 22,3%). Das Nettoergebnis erhöhte sich um 14,4% auf CHF 498,6 Mio., bei einer Umsatzrendite von 20,7% (Vorjahr 19,0%). Je Aktie ergab sich eine im Vergleich zum Umsatzwachstum überproportionale Gewinnzunahme von 14,6% auf CHF 13.28. Der Free Cashflow wuchs um 3,6% auf CHF 460,4 Mio.
Das Jahr 2014 stand wiederum im Zeichen von diversen innovativen Produkten, die neu eingeführt wurden. Das strömungsoptimierte Sovent Formstück ermöglicht eine optimale Auslegung von Abwasser-Fallleitungen in Hochhäusern. Das Spülsystem Omega umfasst extrakleine Betätigungsplatten und einen Spülkasten, der dank drei Einbauhöhen für jede Raumsituation grösstmögliche Flexibilität bietet. Die dünne, knapp vor der Wand schwebende Betätigungsplatte Sigma70 mit patentierter Servotechnik überzeugt durch raffinierte Eleganz. Das Sanitärmodul Monolith Plus setzt mit einer integrierten Geruchsabsaugung und einem dezenten, indirekten LED-Licht für eine gute Orientierung in der Nacht neue Massstäbe in Sachen Komfort und Stil. Eine Weiterentwicklung eines bereits erfolgreich im Markt eingeführten Produkts ist der optisch ansprechende Wandablauf für Duschen.
Der Unterputzspülkasten feierte im Jahr 2014 den 50. Geburtstag. Mit mehr als 60 Millionen verkauften Exemplaren ist dieses von Geberit 1964 auf den Markt gebrachte, stets weiterentwickelte Produkt ein echtes Erfolgsmodell. Der Erfolg des Unterputzspülkastens initiierte die Entwicklung von Vorwandinstallationen, die eine bis dahin nicht gekannte Gestaltungsfreiheit im Badezimmer möglich machen sollte. Geberit nahm dieses Jubiläum zum Anlass, um sich bei zahlreichen Kunden für die jahrelange Treue zu bedanken. So wurden in den Märkten sorgfältig vorbereitete Anlässe durchgeführt. Highlights waren Gala-Abende, bei denen Geberit die wichtigsten Kunden und Partner zu Abendveranstaltungen mit einer selbst entwickelten Bühnenshow und mehrgängigem Essen einlud. Insgesamt wurden an diesen Gala-Events 3 800 Gäste begrüsst. Diese Veranstaltungen waren für Geberit ein Meilenstein in Sachen Aktivitäten mit Kunden.
Wie bereits angekündigt, investierte Geberit im vergangenen Jahr weiter in die Produktionsinfrastruktur. Der Betrieb im neuen Vorzeigewerk in Ruše in Slowenien, das höchste Anforderungen hinsichtlich Green Production erfüllt, ist in der zweiten Hälfte 2014 angelaufen. Und um nicht weniger als 6 500 Quadratmeter wurde das Rohrfabrikationswerk in Villadose in Italien vergrössert, um den ambitionierten Wachstumszielen bei den Rohrleitungssystemen gerecht zu werden.
Initiiert wurde auch eine Erweiterung der Logistikkapazitäten. Das Logistikzentrum der Gruppe im süddeutschen Pfullendorf beliefert heute Kunden in mehr als 100 Ländern. Der Ende 2014 beschlossene Ausbau soll nicht nur dazu dienen, die Voraussetzungen für zukünftiges Wachstum zu schaffen, sondern gleichzeitig auch die Einführung innovativer Technologien und eine weitere Prozessoptimierung ermöglichen. Für das Vorhaben sind Investitionen mit einem Gesamtvolumen von rund 40 Millionen Euro geplant. Nach Abschluss der Planungsphase soll mit dem Bau im Frühjahr 2015 begonnen werden. Die Fertigstellung ist auf Anfang 2017 geplant, sodass die Erweiterungsbauten den Betrieb im gleichen Jahr aufnehmen können.
Am 14. Oktober kündigte Geberit ein Übernahmeangebot für Sanitec an. Sanitec ist mit 6 200 Mitarbeitenden, 18 Fertigungswerken und 24 europäischen Vertriebseinheiten sowie einem Nettoumsatz von rund 700 Millionen Euro im Jahr 2014 ein führender europäischer Hersteller und Anbieter im Bereich der Sanitärkeramik. Den Sanitec-Aktionären wurde ein Angebot zur Übernahme ihrer Aktien zu einem Preis von SEK 97 je Aktie unterbreitet, was einem Gesamttransaktionswert von CHF 1,21 Milliarden für 100% der Aktien entspricht. Die Transaktion wurde am 10. Februar 2015 abgeschlossen. Die Übernahme von Sanitec bedeutet für Geberit eine Erweiterung der bisherigen strategischen Ausrichtung. Das künftige Produktangebot wird um den Bereich Sanitärkeramik ergänzt. Das neue Unternehmen vereint das technische Know-how im Bereich der Sanitärtechnik «hinter der Wand» mit der Designkompetenz «vor der Wand». Die Transaktion macht Geberit zum Marktführer für Sanitärprodukte und wird das Spektrum der bearbeiteten Märkte erweitern. Der Zugang zu den Endkunden und die Präsenz in den Showrooms werden gestärkt. Diese Aspekte sind insbesondere in jenen Märkten entscheidend, in denen die Endkunden wichtige Entscheidungsträger sind. Die Transaktion ermöglicht ein vielversprechendes Zusammengehen führender Marken in den Bereichen der Sanitärtechnologie und der Sanitärkeramik. Durch die hervorragende Reputation der beiden Unternehmen in Sachen Qualität und Zuverlässigkeit ihrer Produkte sowie hinsichtlich Service und Innovationsfähigkeit ergänzen sich die Unternehmen auf ideale Weise, vgl. auch Sanitec-Akquisition.
Einmal mehr präsentierte sich der Kursverlauf der Geberit Aktie im vergangenen Jahr erfreulich. Ausgehend von einem Stand von rund CHF 270 zu Jahresbeginn stieg der Kurs im Jahresverlauf an und erreichte gegen Jahresende einen neuen Höchststand von über CHF 340. Die Entwicklung des Swiss Market Index (SMI) wurde dabei deutlich übertroffen.
Der Verwaltungsrat will die Aktionäre an der positiven Geschäftsentwicklung erneut teilhaben lassen und hält weiterhin an der attraktiven Ausschüttungspolitik der Vorjahre fest. Der Generalversammlung wird eine gegenüber 2014 um 10,7% auf CHF 8.30 erhöhte Dividende vorgeschlagen. Die Ausschüttungsquote von 62,7% des Nettoergebnisses liegt damit im oberen Bereich der durch den Verwaltungsrat definierten Bandbreite von 50 bis 70%. Darüber hinaus wurde das im März 2014 angekündigte Aktienrückkauf-Programm am 30. April 2014 gestartet. Im Rahmen des Programms sollen über einen Zeitraum von zwei Jahren unter Abzug der Verrechnungssteuer Aktien im Gesamtumfang von maximal 5% des im Handelsregister eingetragenen Aktienkapitals zurückgekauft und mittels Kapitalherabsetzung vernichtet werden. Seit Juli 2014 ist dieses Aktienrückkauf-Programm wegen der Akquisition der Sanitec Gruppe sistiert. Der Verwaltungsrat wird zu gegebenem Zeitpunkt über die Wiederaufnahme entscheiden.
Veränderungen wird es im Verwaltungsrat und in der Konzernleitung geben. Christian Buhl wurde vom Verwaltungsrat zum neuen Vorsitzenden der Konzernleitung (CEO) ernannt. Der Schweizer Staatsbürger – in den letzten drei Jahren für den Geberit Markt in Deutschland zuständig – trat seine neue Aufgabe zu Beginn des Jahres 2015 an. Der vormalige CEO Albert M. Baehny hat seine Funktion nach zehn Jahren Ende 2014 abgegeben und konzentriert sich – wie bereits bei seiner Wahl im Jahr 2011 kommuniziert – auf sein Amt als Verwaltungsratspräsident von Geberit. Zudem wird der ordentlichen Generalversammlung vom 1. April 2015 Thomas Hübner als neues Verwaltungsratsmitglied vorgeschlagen. Die Nomination erfolgt im Rahmen der Nachfolgeregelung für den zur Generalversammlung 2014 aus dem Verwaltungsrat ausgeschiedenen Jeff Song.
Aufgrund der notwendigen Anpassungen an die neuen Bestimmungen der Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Aktiengesellschaften (VegüV) wurde an der Generalversammlung 2014 über zahlreiche Statutenänderungen abgestimmt. Der Verwaltungsrat beschloss, dass die neuen Regelungen möglichst vollständig bereits im Jahr 2014 in die Statuten Eingang finden sollten – auch dort, wo an sich von Gesetzes wegen eine längere Übergangsfrist bestehen würde. Die diversen beantragten Statutenänderungen wurden in zwei Traktanden aufgeteilt und zur Abstimmung gebracht. Die Aktionäre folgten den Vorschlägen des Verwaltungsrats und stimmten den beiden Traktanden zu. Des Weiteren genehmigte die Generalversammlung in einer Konsultativabstimmung den vollständig neu gestalteten, umfassenden Vergütungsbericht für das Geschäftsjahr 2013.
Die erfreulichen, merklich über dem Vorjahr liegenden Resultate im Jahr 2014 verdanken wir dem grossen Einsatz, der hohen Motivation und der Kompetenz unserer Mitarbeitenden in über 40 Ländern. Ihnen gelten unser Dank und unsere Anerkennung für die vorbildlichen Leistungen. Ein ganz besonderes Dankeschön gebührt unseren Kunden in Handel und Handwerk für das entgegengebrachte Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit. Bedanken wollen wir uns nicht zuletzt bei Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihre anhaltend grosse Verbundenheit mit unserem Unternehmen.
Das Geschäftsjahr 2015 wird für die Geberit Gruppe aufgrund der angespannten Situation in den meisten europäischen Bau-Märkten anspruchsvoll bleiben. Die Hoffnungen auf einen moderaten globalen Wirtschaftsaufschwung haben in den letzten Monaten einen Dämpfer erhalten. Marktprognosen deuten darauf hin, dass sich dies direkt auf die Bauwirtschaft auswirken wird. Zu den schwierigeren Rahmenbedingungen trägt zudem der deutlich erstarkte Schweizer Franken bei. Entsprechend stellt das laufende Jahr aufgrund der sehr guten Vorjahresresultate eine Herausforderung dar. Ziel ist es trotz allem, sowohl in den wenigen gesunden, aber auch in der grossen Zahl von schrumpfenden oder stagnierenden Märkten überzeugende Leistungen zu erbringen und wie in den Vorjahren Marktanteile zu gewinnen. Der Fokus wird auf einer forcierten Vermarktung der in den letzten Jahren neu eingeführten Produkte, der stärkeren Durchdringung von neuen Märkten sowie dem vielversprechenden Dusch-WC-Geschäft liegen. Entsprechend der Geberit Strategie sollen parallel dazu die Geschäftsprozesse weiter optimiert werden. Mit ebenso hoher Bedeutung soll die Integration der Sanitec-Aktivitäten in die Geberit Gruppe vorangetrieben werden. Die Unternehmensleitung ist überzeugt, für die bevorstehenden Aufgaben und Herausforderungen sehr gut gerüstet zu sein.
Albert M. Baehny VR-Präsident |
Christian Buhl CEO |