Integrierter Geschäftsbericht 2015
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8. Ökonomie (EC)

8.1 Wirtschaftliche Leistung (EC)

Managementansatz Wirtschaftliche Leistung

Die wirtschaftliche Leistung der Geberit Gruppe steht als Schlüsselziel des Unternehmens unter der strategischen Kontrolle des Verwaltungsrats und der operativen Führung der Konzernleitung (Aspekte wirtschaftliche Leistung, Marktpräsenz, indirekte wirtschaftliche Auswirkungen).

Geberit will mit innovativen Lösungen für Sanitärprodukte die Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern. Die bewährte und fokussierte Strategie dazu basiert auf den vier Säulen «Konzentration auf Sanitärprodukte», «Bekenntnis zu Innovation und Design», «Selektive geografische Expansion» und «Permanente Optimierung der Geschäftsprozesse».

Für detaillierte Erläuterungen zu den vier strategischen Säulen, siehe  Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Strategie und Ziele.

Für eine Erläuterung der wirtschaftlichen Lage der Geberit Gruppe, siehe  Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung.

G4-EC1 Wirtschaftliche Leistung

Wesentliche Indikatoren zur Werterzeugung und -ausschüttung gemäss den GRI-Vorgaben finden sich in der Finanzberichterstattung:

Direkte ökonomische Wertschöpfung

Weitergegebene ökonomische Werte

Zurückbehaltene ökonomische Werte

G4-EC2 Finanzielle Folgen des Klimawandels

Mit der UN-Klimakonferenz in Paris (COP21) und ihrem Abkommen, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C, vorsieht, wurden weitreichende Ziele zur Begrenzung des Klimawandels beschlossen. Damit wächst der Handlungsbedarf den Klimawandel und dessen Folgen zu minimieren. Zu den schon jetzt am deutlichsten sichtbaren Folgen des Klimawandels gehört eine vielerorts eingeschränkte Verfügbarkeit von Wasserressourcen. Dies wird zu einem Top-Thema der öffentlichen Wahrnehmung. Im Rahmen des Global Risk Reports 2015 des World Economic Forum (WEF) wurde Wasserknappheit erstmals als Risiko mit der grössten Einwirkung beurteilt. Folgerichtig ist eines der im September 2015 von der UN beschlossenen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) darauf ausgerichtet, die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten.

Die Weltbank hatte bereits 2010 prognostiziert, dass die Anpassung an einen Temperaturanstieg des Weltklimas um zwei Grad im Zeitraum 2020 bis 2050 zwischen 70 und 100 Milliarden Dollar jährlich kosten würde; 20 Prozent davon entfallen auf Massnahmen zur Wasserversorgung oder zum Schutz vor Hochwasser. Bereits heute lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung in Regionen mit knappen Wasserressourcen. Das betrifft zunehmend auch Europa, hier vor allem die Region des südlichen und östlichen Mittelmeerraums, wo sich laut Grünbuch der Europäischen Kommission die verfügbaren Wasserressourcen innerhalb der nächsten 50 bis 100 Jahre halbieren werden. Vor allem für die Menschen in wirtschaftlich schwachen Regionen ist diese Entwicklung vielfach verbunden mit Trinkwassermangel, Hygieneproblemen durch Abwässer sowie gebremster wirtschaftlicher Entwicklung. Eine nachhaltige Nutzung des Wassers ist wesentlich für eine tragfähige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung weltweit. Wasser hat eine zentrale Bedeutung für Ernährung, Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und Energieerzeugung. Eine sinnvolle Wasserbewirtschaftung setzt daher sektorübergreifende Lösungen voraus.

Diese Trends beeinflussen die Sanitärtechnologie von morgen. Wassersparende und ressourceneffiziente Produkte werden an Bedeutung gewinnen. Geberit nutzt diese Möglichkeit, um der weltweit steigenden Nachfrage nach wassersparenden Produkten gerecht zu werden, zu einem schonenderen Umgang mit Wasser beizutragen und sich damit als Nachhaltigkeitsleader zu behaupten. Als besonders wassersparend klassifizierte Produkte tragen bereits heute signifikant zum Konzernumsatz bei.

Im Vergleich zu diesen relativ grossen Erfolgschancen ist Geberit einem durchschnittlichen Risiko von durch Klimawandel hervorgerufenen Naturkatastrophen ausgesetzt. Diese können grundsätzlich Produktionsbereiche oder Transportbereiche betreffen. Jedoch ist keiner der Produktionsstandorte diesbezüglich speziell gefährdet.

Da Geberit nicht zu den klassisch energieintensiven Branchen gehört, bestehen derzeit keine speziellen CO2-Regularien wie beispielsweise gesetzliche Emissionsgrenzen. Mit der Akquisition der Sanitec Gruppe hingegen nimmt die Exposition bezüglich solcher Regularien zu, so dass deren zukünftige Entwicklung sorgfältig beobachtet werden muss.

Geberit ist zudem indirekt von höheren Energie- oder Rohstoffpreisen oder allgemein grösser werdenden Anforderungen zum Energiemanagement betroffen. Mit dem internen Masterplan Energie, der gezielten Einführung des Energiemanagementsystems ISO 50001 sowie den Massnahmen im Rahmen der CO2-Strategie (siehe  Aspekt Emissionen ) reagiert Geberit proaktiv und arbeitet kontinuierlich daran, Energie zu sparen, die Energieeffizienz zu verbessern und die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Hinsichtlich Unternehmensrisiken hat der Revisionsausschuss des Verwaltungsrats ein umfassendes System zur Überwachung und Steuerung der mit unternehmerischen Tätigkeiten verbundenen Risiken, inkl. der Risikokategorie CO2-Emissionen, in Kraft gesetzt, siehe Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 4.

G4-EC3 Umfang der betrieblichen sozialen Zuwendungen

Die Geberit Gruppe unterhält für ihre Mitarbeitenden in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und in den USA Vorsorgepläne. Für weitere Informationen zu Pensions- und Vorsorgeplänen, siehe  Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 3 > Personalvorsorge und  Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 17.

G4-EC4 Bedeutende finanzielle Zuwendungen der öffentlichen Hand

Wesentliche Zuwendungen der öffentlichen Hand umfassen:

  • Hinsichtlich Angaben zu Ertragssteuern, siehe  Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 26.
  • Investitionszuschüsse für Neuinvestitionen, die den jeweiligen Wirtschaftsstandort fördern und Arbeitsplätze sichern: CHF 0,88 Mio. (Slowenien: CHF 0,8 Mio., Rest in Deutschland und Österreich)
  • Erhaltene Beiträge zur Ausbildungs- und Altersteilzeitförderung: CHF 1,2 Mio.
  • Förderung Lernende und Zuschüsse Schwerbehinderte: CHF 0,07 Mio.

Die öffentliche Hand ist im Verwaltungsrat der Geberit Gruppe nicht vertreten.

8.2 Marktpräsenz (EC)

Managementansatz Marktpräsenz

Geberit ist aus einem Familienunternehmen heraus zu einem globalen, börsenkotierten Unternehmen gewachsen, das die Fähigkeit bewiesen hat, sich einem rasch wandelnden Umfeld anzupassen. Innerhalb seiner Kernstrategie (siehe  Managementansatz Wirtschaftliche Leistung) verfolgt Geberit das Ziel, dass Produktionswerke und Vertriebsgesellschaften als Einheiten mit hoher Eigenständigkeit gut funktionieren. Ein wesentliches Element hierfür ist eine hohe Akzeptanz bei der lokalen Belegschaft, auch dank einer attraktiven Lohnstruktur sowie die Einbindung von lokalem Know-how im Management.

G4-EC5 Verhältnis Eintrittsgehälter zum lokalen Mindestlohn

Geberit zahlt marktgerechte Löhne und berücksichtigt dabei lokale Gegebenheiten und Gesetze. Bei der Auswahl der Mitarbeitenden und deren Einsatz im Unternehmen legt Geberit grossen Wert auf eine der Aufgabenstellung entsprechende Qualifizierung. Die grosse Mehrheit der Geberit Mitarbeitenden an den 35 Produktionsstandorten sowie den Vertriebsstandorten wird entsprechend ihrer Qualifikation deutlich über dem jeweiligen Mindestlohnsegment entlöhnt. Für Geberit ist Stabilität und eine hohe Motivation bei den Mitarbeitenden wichtig. Dies wird beispielweise am neuen Standort in Indien auch über eine vergleichsweise attraktive Lohnstruktur gefördert. Die jeweils gültigen Vorgaben zu Mindestlöhnen können gut eingehalten werden.

G4-EC6 Standortbezogene Personalauswahl

Geberit hat keine Personalpolitik oder Einstellungspraktiken, die eine Bevorzugung von Mitgliedern der lokalen Nachbarschaft bei der Einstellung von Geschäftsleitungsmitgliedern der jeweiligen Länderorganisationen vorsieht. Geberit möchte jedoch an den Produktions- und Vertriebsstandorten dezentral funktionierende Organisationen etablieren, weshalb immer wieder lokal angeworbene Führungskräfte integriert werden. Beispielweise werden die Vertriebsgesellschaften in Indien und China durch lokal angeworbene Geschäftsführer geleitet.

8.3 Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen (EC)

Managementansatz Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen

Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen entstehen hauptsächlich durch positive Nebeneffekte des direkten wirtschaftlichen Wirkens. Mit innovativen Lösungen in der Sanitärtechnik will Geberit die Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern. Die Volkswirtschaft profitiert in mehrfacher Hinsicht: durch den Beitrag zu einer langlebigen, ressourceneffizienten Sanitärinfrastruktur, durch Know-how-Transfer in die Sanitärbranche, durch Impulse für die Wirtschaft in regionalen Wirtschaftsräumen und durch Aufträge bei Lieferanten. Einen Managementansatz für indirekte wirtschaftliche Auswirkungen im engeren Sinne gibt es nicht. Stattdessen wird gemeinsam mit den involvierten Stakeholdern nach den jeweils besten Lösungen gesucht.

Im Rahmen des sozialen Engagements verfolgt Geberit eine klare Strategie und unterstützt deshalb jedes Jahr Sozialprojekte, die einen Bezug zum Thema Wasser und sanitäre Einrichtungen, zu den Kernkompetenzen und zur Kultur von Geberit aufweisen. Genauso wichtig ist dabei der Aspekt der persönlichen und beruflichen Bildung: Lernende sollen durch die aktive Mitarbeit in den Sozialprojekten in Entwicklungsregionen dieser Welt andere Kulturen kennen lernen sowie neue soziale, sprachliche und berufliche Kompetenzen erwerben. Zudem ist das soziale Engagement in Form der Sozialprojekte ein konkreter Beitrag zur Umsetzung des Nachfolgeprogramms der Millenium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, das bis 2030 weltweit allen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ermöglichen will.

Mit dem GemeinwohlAtlas, den die Universität St. Gallen im 2014 initiiert hat, wurde der gesellschaftliche Nutzen von Schweizer Organisationen und Unternehmen auch im 2015 systematisch untersucht und transparent abgebildet. In der Umfrage erreichte Geberit wiederum ein gutes Gesamtranking, bei den Privatunternehmen gar den ersten Rang.

G4-EC7 Investitionen in Infrastruktur und Dienstleistungen im öffentlichen Interesse

Im Berichtsjahr wurden Spenden und finanzielle Beiträge inklusive Produktspenden in Höhe von insgesamt CHF 2,6 Mio. (Vorjahr CHF 3,3 Mio.) getätigt. Zusätzlich leisteten Geberit Mitarbeitende 1 657 Stunden (Vorjahr 2 770 Stunden) gemeinnützige Arbeit. Geberit unterstützt zudem Einrichtungen für behinderte Menschen und Langzeitarbeitslose, die im Jahr 2015 einfache Montage- und Verpackungsarbeiten in Höhe von rund CHF 6,2 Mio. (Vorjahr CHF 5,5 Mio.) ausgeführt haben, siehe auch  Kennzahlen Nachhaltigkeit > Mitarbeitende und Gesellschaft.

Folgende Projekte und Partnerschaften standen 2015 im Fokus:

  • Durchführung eines Sozialprojekts nahe Durban in Südafrika: Erneuerung der sanitären Anlagen in der Cottonlands Primary School, einer Schule für ca. 1 000 Kinder sowie Freiwilligenarbeit der der Geberit Team von Lernenden im benachbarten «Liv Village» zur Unterstützung von Waisenkindern.
  • Verlängerung der Partnerschaft mit Helvetas zum Thema sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen für weitere 2 Jahre und Unterstützung der Helvetas-Kampagne für sauberes Trinkwasser und Latrinen mit einem namhaften Betrag.
  • Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation «Swiss Water Partnership» zur Förderung des internationalen Dialogs zum Thema Wasser.
  • Verschiedene lokale Initiativen und Sammelaktionen in Polen, England, Frankreich, Deutschland oder der Schweiz ergänzen das soziale Engagement der Geberit Gruppe auf lokaler Ebene.
  • Das mit Helvetas und mit Beteiligung der Geberit Mitarbeitenden für 2015 geplante Volunteering-Projekt in Nepal wurde infolge des Erdbebens im Frühjahr 2015 um ein Jahr verschoben.

G4-EC8 Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen

Geberit ist Teil der Wertschöpfungskette in der Baubranche. Wesentliche indirekte wirtschaftliche Auswirkungen entstehen «Downstream» auf der Kundenseite bei Planern, Installateuren und Endkunden sowie «Upstream» bei Lieferanten und Transportunternehmen. Mit der kontinuierlichen Investition in 35 Produktionswerke in Europa, China, Indien und den USA sowie dem Logistikzentrum in Deutschland werden die jeweiligen regionalen Wirtschaftsräume gestärkt.

Dank Geberit Know-how und Produkten wird das Wasser- und Abwassersystem signifikant entlastet. Mit allen 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen, die seit 1998 installiert wurden, konnten gemäss einer Modellrechnung gegenüber traditionellen Spülsystemen bis heute rund 20 200 Millionen Kubikmeter Wasser eingespart werden. Allein im Jahr 2015 betrug die Einsparung 2 280 Millionen Kubikmeter. Dies ist mehr als die Hälfte dessen, was alle Haushalte Deutschlands während eines Jahres verbrauchen.

Geberit setzt sich für nachhaltig ausgerichtete Sanitärsysteme ein, die als Bauelemente die Infrastruktur mitprägen. So arbeitete Geberit beispielsweise aktiv darauf hin, die gültige Norm für die Dimensionierung von Abwasserrohrsystemen in Richtung kleinerer Durchmesser anzupassen. Dies ist wichtig, damit auch bei geringeren Abwassermengen die volle Funktionsfähigkeit des Abwassersystems gewährleistet wird. Geberit unterstützte zudem die 2011 erfolgte Lancierung von «WELL» (Water Efficiency Label), einem Produkt-Klassifizierungssystem für wasser- und ressourcensparende Sanitärprodukte. Ähnlich dem Thema Abwasserhydraulik hat Geberit auch massgeblich dazu beigetragen, dass die Themen Schall- und Brandschutz, sowie Hygiene im Bereich Trinkwasser und Sanitärräume zum Wohle der Endverbraucher weiterentwickelt und in Normen und Empfehlungen verankert wurden.

Durch Innovation und neue Produkte, die von Grosshändlern, Installateuren und Planern weltweit verkauft und umgesetzt werden, gibt Geberit Impulse in der Sanitärbranche. In den 25 Informationszentren in Europa und in Übersee wurden allein 2015 rund 30 000 Kunden an Produkten und Softwaretools aus- und weitergebildet, siehe  Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2015 > Kunden. Weiterhin werden die Ausbildung von 255 Lernenden und von Studenten sowie die Forschung zu Sanitärtechnologie und Nachhaltigem Bauen durch Zusammenarbeit mit der Tong Ji Universität (CN) unterstützt.

Wesentlich sind auch die indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen auf Lieferanten und Transportfirmen. Im Jahr 2015 betrug der Warenaufwand der Gruppe CHF 755,0 Mio. (Vorjahr CHF 646,0 Mio.). Dabei steht Geberit insgesamt mit rund 2 200 Lieferanten in Beziehung. Das Unternehmen hat keine eigene Transportflotte und beauftragt externe Transportunternehmen.