10.2 Operations

Beschaffung

Lieferkette (GRI 102-9)

Das Corporate Purchasing ist für die Beschaffung in allen Produktionswerken weltweit (ausser den USA) zuständig und führt die Beschaffungsorganisation durch ein Team von Lead Buyern, die für verschiedene Warengruppen strategisch verantwortlich sind.

Geberit weist eine Produktion mit hoher Fertigkeitstiefe auf, d.h. eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Daraus resultiert ein relativ geringer Anteil von Materialkosten am Nettoumsatz von Geberit.

Die Rohmaterialien und Halbfabrikate stammen hauptsächlich von Lieferanten aus Westeuropa (81,1% des Einkaufswerts). Der Anteil des Einkaufsvolumens aus Osteuropa beträgt 7,8%, aus Asien 9,0%, aus Amerika 1,8% und aus Afrika 0,3%. Die hohe Eigenfertigungstiefe sowie der sehr hohe Anteil westeuropäischer Lieferanten haben zur Folge, dass das allgemeine Risikoprofil der Lieferkette verhältnismässig gering ist. Durch die aktive Umsetzung einer Dual-Sourcing-Strategie – also der Beschaffung eines Guts von zwei Anbietern – werden Abhängigkeiten zusätzlich reduziert.

Geberit beschaffte im Jahr 2019 Rohmaterialien (27,8%), Halbfabrikate (44,0%) und Fertigprodukte (28,2%) mit einem Einkaufswert von CHF 882 Mio. (Vorjahr CHF 920 Mio.) von weltweit 1 751 direkten Lieferanten.

Managementansatz Beschaffung

Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Standards verpflichtet. Grundlage für die Zusammenarbeit ist der Verhaltenskodex für Lieferanten, der 2016 ergänzt und in 13 weitere Sprachen übersetzt worden ist. Der Kodex orientiert sich an den Prinzipien des UN Global Compact und ist für jeden neuen Lieferanten bindend. Er umfasst konkrete Vorgaben zur Qualität und zur Einhaltung von ökologischen, arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Anforderungen und gibt die Einhaltung der Menschenrechte vor. Der Lieferant muss auf Anfrage von Geberit entsprechende Aufzeichnungen anfertigen, um die Einhaltung der Kodexvorgaben nachzuweisen und diese jederzeit zur Verfügung zu stellen. Bei Nicht-Erfüllung der in diesem Kodex festgelegten Vorschriften werden nach Möglichkeit Korrekturmassnahmen ergriffen. Eine Nicht-Erfüllung seitens des Lieferanten wird als erhebliches Hindernis für die Weiterführung der Geschäftsbeziehung gewertet. Für den Fall, dass der Lieferant diese Nicht-Erfüllung nicht korrigiert, kann Geberit die Zusammenarbeit beenden.

Bei der Beurteilung der Lieferanten wird grösstmögliche Transparenz angestrebt. Alle neuen und bestehenden Partner werden daher in standardisierten Prozessen nach denselben Kriterien bewertet: Gesamtunternehmen, Qualität, Nachhaltigkeit, Preis, Beschaffungskette, Liefertreue, Produktion und Technologie. In der Regel ist ein Qualitätsaudit inklusive Abklärungen zu Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen Bestandteil bei der Auswahl eines Lieferanten. Zeigen sich bei diesen Kriterien Ungereimtheiten, wird zusätzlich ein vertieftes Audit durchgeführt.

Das Lieferantenmanagement beinhaltet u.a. ein Risikomanagement zu Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen. Dabei wird ein Lieferant gemäss dem Risiko nach Produktionsstandort (Land) und dem Risiko der Warengruppe (Art des Produktionsprozesses) einer bestimmten Risikoklasse in einer Risikomatrix zugeordnet. Lieferanten der höchsten Risikoklasse haben demnach sowohl bezüglich des Produktionslandes als auch der Art des Produktionsprozesses ein erhöhtes Risiko. 2017 wurden die durch die Akquisition von Sanitec neu hinzugekommenen Lieferanten und Warengruppen systematisch bewertet und ins Risikomanagement aufgenommen. Zudem wurde die Risikoeinstufung der bereits bestehenden Warengruppen überprüft und die Risikomatrix wird seither jährlich aktualisiert. Im Berichtsjahr wurden 172 Lieferanten in der höchsten Risikoklasse identifiziert, was rund 8% des Einkaufswerts von Geberit entspricht. Für diese Lieferanten erfolgen eine systematische Planung und Durchführung von Audits. Um die Neutralität sowie das für die Prüfungen benötigte Wissen sicherzustellen, wird auch mit einem externen Partner kooperiert. Dieses seit Jahren durchgeführte Verfahren hat sich bewährt und ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Glaubwürdigkeit im Lieferantenmanagement. Fördern Audits Missstände zutage, hat dies Sanktionen zur Folge. In der Regel wird dann eine Frist für die Mängelbehebung gesetzt. Neue Mitarbeitende im Bereich Beschaffung werden im Rahmen von Schulungen mit dem Prozess der nachhaltigen Beschaffung vertraut gemacht.

Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2019 > Logistik und Beschaffung.

Prüfung neuer Lieferanten anhand von Nachhaltigkeitskriterien (GRI 308-1, GRI 414-1)

Alle neuen Lieferanten verpflichten sich zur Einhaltung des Verhaltenskodex für Lieferanten und damit zur Einhaltung von internationalen Standards zu Umweltschutz, Arbeitspraktiken und Menschenrechten. Seit 2017 steht den Lieferanten zudem eine Integrity Line zur Verfügung, bei der Unregelmässigkeiten beim Einkaufsprozess anonym gemeldet werden können. Im Berichtsjahr wurde kein Fall gemeldet. Bis Ende 2019 haben insgesamt 2 263 direkte und indirekte Lieferanten den Verhaltenskodex unterzeichnet und decken damit über 90% des gesamten Einkaufswerts ab.

Auswirkungen in der Lieferkette hinsichtlich Nachhaltigkeit (GRI 308-2, GRI 414-2)

2019 wurden in China und Ägypten vier Third-Party Audits bei Lieferanten durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass Standards bei Arbeitssicherheit und Umweltschutz mehrheitlich eingehalten werden. Bei Abweichungen werden entsprechende Korrekturmassnahmen vereinbart.

Eine vollständige Reglementierung des zweiten und dritten Gliedes der Zulieferkette durch Unterzeichnen eines Verhaltenskodex ist nur in wenigen, begründeten Ausnahmen vorgesehen, da dies unverhältnismässig grosse administrative Zusatzaufwände mit geringem Mehrwert bedeuten würde. Geberit verfolgt einen pragmatischen, aber wirkungsvollen Weg: Bei der Überprüfung der Lieferanten wird die Analyse der wichtigsten Zulieferer in die Risikoanalyse und in die Abklärungen bei den Audits vor Ort miteinbezogen. Letztlich strebt Geberit ein zeitgemässes Lieferantenmanagement an, bei dem die Beziehung zum Lieferanten aktiv gehandhabt wird und Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette gemeinsam analysiert werden.

Produktion

Logistik

Managementansatz Logistik

Die Gruppenlogistik wird weiter standardisiert und vereinheitlicht. Die Drehscheibe für nahezu alle sanitärtechnischen Produkte von Geberit ist das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE). Technik und Mensch arbeiten im neuen Logistikzentrum Hand in Hand: Touchscreens, Handschuh-Scanner, integrierte Sprachsteuerungen und eingebaute Hubtische sowie Hebevorrichtungen gestalten die Arbeit effizient, sicher und ergonomisch. Kontinuierlich werden die Logistikprozesse verbessert und die Qualität sowie die Produktivität weiter optimiert.

Die Logistikinfrastruktur des Keramikbereichs umfasst 13 grössere und kleinere Distributionsstandorte in Europa. Die Integration des Keramikgeschäfts in die Gruppenlogistik wurde auch 2019 weiter vorangetrieben. Das Geberit Logistics Operation System (GLOS) konnte erfolgreich eingeführt werden. GLOS ist das Standardsystem der Logistik, das zur kontinuierlichen Verbesserung der Geschäftsprozesse und -abläufe genutzt wird.

Geberit verfügt über keine eigene Transportflotte und hat dies an externe Transportdienstleister ausgelagert. Hinsichtlich der Umweltbelastung spielt die Intercompany- und Distributionslogistik eine grosse Rolle. Sie verursacht einen wesentlichen Teil der Umweltbelastung von Geberit. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Transportdienstleistern zentral. Die Partner verpflichten sich, aktiv an den Bemühungen zur effizienten Nutzung von Energie und Verpackungsmaterial sowie zur Reduzierung von Emissionen zu beteiligen. Zudem unterstützen sie das Umweltreporting von Geberit mit entsprechenden Daten. Der 2010 entwickelte und kontinuierlich erweiterte Logistikrechner erlaubt es, jährlich die Zusammensetzung des Fahrzeugparks, die Transportleistung und den Treibstoffverbrauch aller Transportdienstleister zu erfassen und die Umweltbilanz zu erstellen.

Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2019 > Logistik und Beschaffung.

Für die Umweltbilanz der Logistik siehe GRI 302-2.

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