14.1 Beschreibung der Lieferkette des Unternehmens
Das Corporate Purchasing (CPU) ist für die Beschaffung in allen Produktionswerken weltweit (ausser USA) zuständig und führt die Beschaffungsorganisation durch ein Team von Lead Buyern, die für verschiedene Materialgruppen strategisch verantwortlich sind. Der operative Einkauf ist in den Werken lokal angesiedelt.
Die Geberit Gruppe kauft mehrheitlich Rohmaterialien (ca. 35% des Einkaufsvolumens) und Halbfabrikate (ca. 40%) mit hohem Rohmaterialanteil ein. Daraus resultiert ein relativ geringer Anteil an Materialkosten am Geberit Umsatz.
Die Rohmaterialien und Halbfabrikate stammen hauptsächlich von Lieferanten aus Westeuropa (86% des Einkaufswerts). Der Anteil des Einkaufsvolumens aus Asien beträgt 9% und derjenige aus Osteuropa und USA je 2,5%. Das Einkaufen «Upstream» in der Lieferkette bzw. die hohe Eigenfertigungstiefe, sowie der sehr hohe Anteil westeuropäischer Lieferanten hat zur Folge, dass das allgemeine Risikoprofil der Lieferkette verhältnismässig gering ist. Durch die aktive Durchsetzung einer «Dual Sourcing Strategie» – also der Beschaffung eines Guts von zwei Anbietern – werden Abhängigkeiten zusätzlich reduziert.
Geberit beschaffte im Jahr 2014 Rohmaterialien (31%), Halbfabrikate (45%) und Fertigprodukte (24%) mit einem Einkaufswert von CHF 646,0 Mio. von weltweit über 1 200 Lieferanten.
14.2 Managementansatz zur Bewertung der Lieferanten nach Nachhaltigkeitskriterien
Geschäftspartner und Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Standards verpflichtet. Grundlage für die Zusammenarbeit ist der Verhaltenskodex für Lieferanten. Der Kodex orientiert sich an den Prinzipien des United Nations Global Compact und ist für jeden neuen Lieferanten bindend. Der Kodex umfasst konkrete Vorgaben zur Qualität und zur Einhaltung von ökologischen, arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Anforderungen und gibt die Einhaltung der Menschenrechte vor. Der Lieferant muss auf Anfrage von Geberit entsprechende Aufzeichnungen anfertigen, um die Einhaltung der Kodexvorgaben nachzuweisen und diese jederzeit zur Verfügung stellen. Bei Nicht-Erfüllung der in diesem Kodex festgelegten Vorschriften werden nach Möglichkeit korrigierende Massnahmen ergriffen. Eine Nicht-Erfüllung seitens des Lieferanten wird als erhebliches Hindernis für die Weiterführung der Geschäftsbeziehung gewertet. Für den Fall, dass der Lieferant diese Nicht-Erfüllung nicht korrigiert, kann Geberit die Zusammenarbeit beenden.
In der Beurteilung der Lieferanten wird grösstmögliche Transparenz angestrebt. Alle neuen und bestehenden Partner werden daher in standardisierten Prozessen nach den gleichen Kriterien bewertet: Gesamtunternehmen, Qualität und Nachhaltigkeit, Preis, Beschaffungskette und Liefertreue, Produktion und Technologie. In der Regel ist ein Qualitätsaudit inklusive Abklärungen zu Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen Bestandteil bei der Auswahl eines Lieferanten. Zeigen sich dabei Ungereimtheiten bei diesen Kriterien, wird zusätzlich ein vertieftes Audit durchgeführt.
Das Lieferantenmanagement hat ein Risikomanagement integriert. Dieses beruht auf der Einteilung der Lieferanten in Risikoklassen – je nach Produktionsstandort (Land) und Art des Produktionsprozesses. Wegen des hohen Anteils der Beschaffung aus Westeuropa ist das Risiko in der Lieferkette von Geberit eher gering. Im Berichtsjahr wurden 39 Unternehmen in der höchsten Risikoklasse identifiziert. Diese entsprechen weniger als 5% des gesamten Einkaufswertes. Innerhalb dieser Risikoklasse wird der Prüffokus auf unabhängige Lieferanten gelegt, die beispielsweise nicht Teil eines grösseren Konzerns mit anerkanntem Nachhaltigkeitsmanagement sind. Für diese Lieferanten erfolgt eine systematische Planung und Durchführung von Audits, in der Regel alle drei Jahre. Um die Neutralität sowie das für die Prüfungen benötigte Wissen sicher zu stellen, wird auch mit einem externen Partner kooperiert: In China hat sich die Durchführung von Audits durch unabhängige Experten bewährt. Dies ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Glaubwürdigkeit im Lieferantenmanagement. Fördern Audits Missstände zutage, hat dies Sanktionen zur Folge. In der Regel wird dann eine Frist für die Mängelbehebung gesetzt.
14.3 Prozentsatz neuer Lieferanten mit Prüfung zu Nachhaltigkeitsaspekten
Alle neuen Lieferanten verpflichten sich zur Einhaltung des Verhaltenskodex und damit zur Einhaltung von internationalen Standards zu Umweltschutz, Arbeitspraktiken und Menschenrechten.
14.4 Auswirkungen in der Lieferkette hinsichtlich Nachhaltigkeit
Bis Ende 2014 haben 728 Lieferanten (Vorjahr 701) den Verhaltenskodex unterschrieben. Dies entspricht über 95% des gesamten Einkaufswerts. Bei den Top-200-Lieferanten liegt die Quote bei 98,3%.
Für Audits in China arbeitete Geberit 2014 mit der SGS zusammen. Dank Wiederholungsaudits wurde nachweislich geprüft, dass im Vorjahr festgestellte Mängel durch die betroffenen drei Lieferanten behoben wurden. In vier weiteren Audits in China zeigte sich die Einhaltung von Standards bei Arbeitssicherheit und Umweltschutz. Hingegen wurde in einem Fall ein Missstand hinsichtlich mangelnder Entlohnung aufgedeckt und Korrekturmassnahmen auferlegt.
Eine vollständige Reglementierung des zweiten und dritten Gliedes der Zulieferkette durch Unterzeichnen eines Verhaltenskodex ist nur in wenigen, begründeten Ausnahmen vorgesehen, da dies unverhältnismässig grosse administrative Zusatzaufwände mit geringem Mehrwert bedeuten würde. Geberit verfolgt einen pragmatischen aber wirkungsvollen Weg: Bei der Überprüfung der Zulieferer in der höchsten Risikoklasse wird die Analyse der wichtigsten Zulieferer in die Risikoanalyse und in die Abklärungen bei den Audits vor Ort miteinbezogen. Letztlich strebt Geberit ein zeitgemässes Lieferantenmanagement an, bei dem die Beziehung zum Lieferanten aktiv gehandhabt wird und Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette gemeinsam analysiert werden.