10.2 Operations

Beschaffung

Lieferkette (GRI 102-9)

Das Corporate Purchasing ist für die Beschaffung in allen Produktionswerken weltweit (ausser den USA) zuständig und führt die Beschaffungsorganisation durch ein Team von Lead Buyern, die für verschiedene Warengruppen strategisch verantwortlich sind.

Geberit weist eine Produktion mit hoher Fertigkeitstiefe auf, d.h. eingekaufte Materialien sind mehrheitlich Rohmaterialien und Halbfabrikate mit hohem Rohmaterialanteil. Daraus resultiert ein relativ geringer Anteil von Materialkosten am Nettoumsatz von Geberit. Geberit führt keine Konfliktmineralien (Zinn, Tantal, Wolfram oder Gold) direkt ein oder verarbeitet diese und gilt damit nicht als einführende Organisation im Sinn der EU-Verordnung 2017/821. Werden Produkte, die solche Metalle enthalten, in die USA geliefert, gelten die Vorschriften des Dodd–Frank Act (Sec. 1502).

Die Rohmaterialien und Halbfabrikate stammen hauptsächlich von Lieferanten aus Westeuropa (81,2% des Einkaufswerts). Der Anteil des Einkaufsvolumens aus Osteuropa beträgt 7,8%, aus Asien 9,1%, aus Amerika 1,7% und aus Afrika 0,2%. Die hohe Fertigungstiefe sowie der sehr hohe Anteil westeuropäischer Lieferanten haben zur Folge, dass das allgemeine Risikoprofil der Lieferkette verhältnismässig gering ist. Durch die aktive Umsetzung einer Dual-Sourcing-Strategie – also der Beschaffung eines Guts von zwei Anbietern – werden Abhängigkeiten zusätzlich reduziert.

Geberit beschaffte im Jahr 2020 Rohmaterialien (26,6%), Halbfabrikate (45,6%) und Fertigprodukte (27,9%) mit einem Einkaufswert von CHF 798 Mio. (Vorjahr CHF 882 Mio.) von weltweit 1 721 direkten Lieferanten.

Managementansatz Beschaffung

Lieferanten von Geberit sind zur Einhaltung umfassender Standards verpflichtet. Grundlage für die Zusammenarbeit ist der Verhaltenskodex für Lieferanten, welcher in 15 Sprachen verfügbar ist und 2017 mit einer Integrity Line für Lieferanten ergänzt wurde. Der Kodex orientiert sich an den Prinzipien des UN Global Compact, die ihrerseits auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit basieren. Der Verhaltenskodex ist für jeden Lieferanten bindend. Dazu gehören sogenannte direkte Lieferanten von Rohmaterialien und Halbfabrikaten für die Produktion sowie indirekte Lieferanten wie solche von Dienstleistungen oder Büromaterialien. Der Kodex umfasst konkrete Vorgaben zur Qualität und zur Einhaltung von ökologischen, arbeitsrechtlichen und gesellschaftlichen Anforderungen und gibt die Einhaltung der Menschenrechte vor. Der Lieferant muss entsprechende Dokumentationen anfertigen, um die Einhaltung der Kodexvorgaben auf Anfrage von Geberit nachzuweisen und diese jederzeit zur Verfügung stellen zu können. Bei Nichterfüllung der in diesem Kodex festgelegten Verpflichtungen werden Verbesserungsmassnahmen ergriffen. Eine Nichterfüllung seitens des Lieferanten wird als erhebliches Hindernis für die Weiterführung der Geschäftsbeziehung gewertet. Für den Fall, dass der Lieferant diese Nichterfüllung nicht korrigiert, kann Geberit die Zusammenarbeit beenden. Bei der Beurteilung der Lieferanten wird grösstmögliche Transparenz angestrebt. Alle neuen und bestehenden Partner werden daher in standardisierten Prozessen nach denselben Kriterien bewertet: Gesamtunternehmen, Qualität, Nachhaltigkeit, Preis, Beschaffungskette, Liefertreue, Produktion und Technologie. In der Regel ist ein Qualitätsaudit inklusive Abklärungen zu Umwelt- und Arbeitssicherheitsthemen Bestandteil bei der Auswahl eines Lieferanten. Zeigen sich bei diesen Kriterien Ungereimtheiten, wird zusätzlich ein vertieftes Audit durchgeführt.

Das Lieferantenmanagement beinhaltet u.a. ein Risikomanagement zu Umwelt- und Arbeitssicherheits- sowie Menschenrechtsthemen. Dabei wird ein Lieferant basierend auf dem Produktionsstandort (Land) und dem Risiko der Warengruppe (Art des Produktionsprozesses) einer bestimmten Risikoklasse in einer Risikomatrix zugeordnet. Lieferanten der höchsten Risikoklasse haben demnach sowohl bezüglich des Produktionslandes als auch der Art des Produktionsprozesses ein erhöhtes Risiko. 2017 wurden die durch die Akquisition von Sanitec neu hinzugekommenen Lieferanten und Warengruppen systematisch bewertet und ins Risikomanagement aufgenommen. Zudem wurde die Risikoeinstufung der bereits bestehenden Warengruppen überprüft und die Risikomatrix wird seither jährlich aktualisiert. Im Berichtsjahr wurden 179 Lieferanten in der höchsten Risikoklasse identifiziert, was rund 7% des Einkaufswerts von Geberit entspricht. Für diese Lieferanten erfolgt eine systematische Planung und Durchführung von Audits. Um die Neutralität sowie das für die Prüfungen benötigte Wissen sicherzustellen, wird auch mit einem externen Partner kooperiert. Dieses seit Jahren durchgeführte Verfahren hat sich bewährt und ist ein wichtiger Beitrag zur Einhaltung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette von Geberit. Neue Mitarbeitende im Bereich Beschaffung werden zudem im Rahmen von Schulungen mit dem Prozess der nachhaltigen Beschaffung vertraut gemacht. Des Weiteren finden regelmässige Schulungen der Lead Buyer zu Beschaffung und Nachhaltigkeit sowie ein aktiver Austausch mit anderen Industrieunternehmen und die Teilnahme in einer Arbeitsgruppe des UN Global Compact zu nachhaltigen Lieferketten statt.

Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2020 > Logistik und Beschaffung.

Prüfung neuer Lieferanten anhand von Nachhaltigkeitskriterien (GRI 308-1, GRI 414-1)

Alle neuen Lieferanten verpflichten sich zur Einhaltung des Verhaltenskodex für Lieferanten und damit zur Einhaltung von internationalen Standards zu Umweltschutz, Arbeitspraktiken und Menschenrechten. Seit 2017 steht den Lieferanten zudem eine Integrity Line zur Verfügung, über die Unregelmässigkeiten im Einkaufsprozess oder Verstösse gegen den Verhaltenskodex für Lieferanten anonym gemeldet werden können. Im Berichtsjahr wurde kein Fall gemeldet. Bis Ende 2020 haben insgesamt 2 098 direkte und indirekte Lieferanten den Verhaltenskodex unterzeichnet und decken damit über 90% des gesamten Einkaufswerts ab. Im Verhaltenskodex für Lieferanten verpflichten sich die Lieferanten, wo sinnvoll und möglich, aktiv dafür einzusetzen, dass auch ihre Zulieferer bzw. Sublieferanten den Lieferantenkodex einhalten. Geberit kann von einem Lieferanten explizit verlangen, dass dieser Kodex auch von ausgewählten Zulieferern eingehalten wird. Bei der Überprüfung der Lieferanten wird die Analyse der wichtigsten Zulieferer in die Risikoanalyse und in die Abklärungen bei den Audits vor Ort miteinbezogen. Geberit strebt ein partnerschaftliches und langfristig orientiertes Lieferantenmanagement an, bei dem die Beziehung zum Lieferanten aktiv gehandhabt wird und Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette gemeinsam analysiert und minimiert werden.

Auswirkungen in der Lieferkette hinsichtlich Nachhaltigkeit (GRI 308-2, GRI 414-2)

2020 wurden in China und in der Ukraine fünf Third-Party Audits bei Lieferanten durchgeführt. Die im Verhaltenskodex für Lieferanten festgehaltenen Verpflichtungen wurden mehrheitlich eingehalten. Bei Abweichungen wurden entsprechende Korrekturmassnahmen vereinbart.

Produktion

Logistik

Managementansatz Logistik

Die Gruppenlogistik wird weiter standardisiert und vereinheitlicht. Die Drehscheibe für nahezu alle sanitärtechnischen Produkte von Geberit ist das Logistikzentrum in Pfullendorf (DE), wo Technik und Mensch Hand in Hand arbeiten: Touchscreens, Handschuh-Scanner, integrierte Sprachsteuerungen und eingebaute Hubtische sowie Hebevorrichtungen gestalten die Arbeit effizient, sicher und ergonomisch. Kontinuierlich werden die Logistikprozesse verbessert, die Qualität und Produktivität weiter optimiert sowie die Umweltbelastung reduziert, siehe Nachhaltigkeitsstrategie.

Die Logistikinfrastruktur des Keramikbereichs umfasst 13 grössere und kleinere Distributionsstandorte in Europa. Die Integration des Keramikgeschäfts in die Gruppenlogistik wurde auch 2020 weiter vorangetrieben. Das Geberit Logistics Operation System (GLOS) ist das Standardsystem der Logistik, das zur kontinuierlichen Verbesserung der Geschäftsprozesse und -abläufe genutzt wird.

Geberit verfügt über keine eigene Transportflotte und hat dies an externe Transportdienstleister ausgelagert. Hinsichtlich der Umweltbelastung spielt die Intercompany- und Distributionslogistik eine grosse Rolle. Sie verursacht einen wesentlichen Teil der Umweltbelastung von Geberit. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Transportdienstleistern zentral. Die Partner verpflichten sich, aktiv an den Bemühungen zur effizienten Nutzung von Energie und Verpackungsmaterial sowie zur Reduzierung von Emissionen zu beteiligen. Zudem unterstützen sie das Umweltreporting von Geberit mit entsprechenden Daten. Der 2010 entwickelte und kontinuierlich erweiterte Logistikrechner erlaubt, jährlich die Zusammensetzung des Fahrzeugparks, die Transportleistung und den Treibstoffverbrauch aller Transportdienstleister zu erfassen und die Umweltbilanz zu erstellen.

Für weitere Informationen siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2020 > Logistik und Beschaffung.

Für die Umweltbilanz der Logistik siehe GRI 302-2.

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