Integrierter
Geschäftsbericht 2016

8. Ökonomie (EC)

8.1 Wirtschaftliche Leistung (EC)

Managementansatz Wirtschaftliche Leistung

Die wirtschaftliche Leistung der Geberit Gruppe steht als Schlüsselziel des Unternehmens unter der strategischen Kontrolle des Verwaltungsrats und der operativen Führung der Konzernleitung (Aspekte wirtschaftliche Leistung, Marktpräsenz, indirekte wirtschaftliche Auswirkungen).

Geberit will mit innovativen Lösungen für Sanitärprodukte die Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern. Die bewährte und fokussierte Strategie dazu basiert auf den vier Säulen Konzentration auf Sanitärprodukte, Bekenntnis zu Innovation und Design, Selektive geografische Expansion und Permanente Optimierung der Geschäftsprozesse.

Für detaillierte Erläuterungen zu den vier strategischen Säulen, siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Strategie und Ziele.

Für eine Erläuterung der wirtschaftlichen Lage der Geberit Gruppe, siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2016.

G4-EC1 Wirtschaftliche Leistung

Wesentliche Indikatoren zur Werterzeugung und -ausschüttung gemäss den GRI-Vor­gaben finden sich in der Finanzberichterstattung:

Direkte ökonomische Wertschöpfung

Weitergegebene ökonomische Werte

Zurückbehaltene ökonomische Werte

G4-EC2 Finanzielle Folgen des Klimawandels

Mit der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris und ihrem Abkommen, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius vorsieht, wurden weitreichende Ziele zur Begrenzung des Klimawandels beschlossen. Damit wächst der Handlungsbedarf, den Klimawandel und dessen Folgen zu minimieren. Zu den schon jetzt am deutlichst sichtbaren Folgen des Klimawandels gehört eine vielerorts eingeschränkte Verfügbarkeit von Wasserressourcen. Dies wird zu einem Top-Thema der öffentlichen Wahrnehmung. Im Rahmen des periodisch durchgeführten Global Risk Reports des World Economic Forum (WEF) gehört Wasserknappheit in 2016 wiederum zu den drei Risiken mit grösster Einwirkung. Folgerichtig ist das Thema Wasser auch Teil der seit Anfang 2016 gültigen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Das Ziel Nr. 6 fordert, dass weltweit alle Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen erhalten.

Diese Trends beeinflussen die Sanitärtechnologie von morgen. Wassersparende und ressourceneffiziente Produkte werden an Bedeutung gewinnen. Geberit nutzt diese Möglichkeit, um der weltweit steigenden Nachfrage nach wassersparenden Produkten gerecht zu werden, zu einem schonenderen Umgang mit Wasser beizutragen und sich damit als Nachhaltigkeitsleader zu behaupten. Als besonders wassersparend klassifizierte Produkte tragen bereits heute signifikant zum Konzernumsatz bei.

Im Vergleich zu diesen relativ grossen Erfolgschancen ist Geberit einem durchschnittlichen Risiko von durch Klimawandel hervorgerufenen Naturkatastrophen ausgesetzt. Diese können grundsätzlich Produktionsbereiche oder Transportbereiche betreffen. Jedoch ist keiner der Produktionsstandorte diesbezüglich speziell gefährdet.

Mit der Herstellung von Sanitärkeramik ist ein ressourcen- und energieintensiver Prozess Teil der Geberit Produktion geworden. Dadurch nimmt die Exposition bezüglich CO2-Regularien zu, so dass deren zukünftige Entwicklung sorgfältig beobachtet werden muss. Momentan sind die Risiken diesbezüglich aber noch gering – nur ein Keramikwerk in Schweden zahlt CO2-Abgaben. Mit der in 2016 erfolgten Formulierung eines langfristigen CO2-Ziels, das mit dem 2-Grad-Ziel von Paris (science based) kompatibel ist, liegt im Unternehmen ein zunehmend detailliertes Verständnis zum Umgang mit CO2-Emissionen vor. Ziel ist die Reduktion der absoluten CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) bis 2021 um 6% gegenüber dem Basisjahr 2015 auf unter 240 000 Tonnen (auf Basis organischen Wachstums).

Geberit ist zudem indirekt von höheren Energie- oder Rohstoffpreisen oder allgemein grösser werdenden Anforderungen zum Energie­management betroffen. Mit dem internen Masterplan Energie, der gezielten Einführung des Energiemanagementsystems ISO 50001 sowie den Massnahmen im Rahmen der CO2-Strategie (siehe Aspekt Emissionen) reagiert Geberit proaktiv und arbeitet kontinuierlich daran, Energie zu sparen, die Energieeffizienz zu verbessern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. So investiert Geberit derzeit in die Infrastruktur der Keramikproduktion: Bereits wurden bis Ende 2016 fünf Tunnelöfen für die Keramikherstellung mit modernster Brennertechnologie ausgerüstet, weitere sechs Tunnelöfen sind in Planung. Dabei können pro Anlage über 20% Energie eingespart werden.

Hinsichtlich Unternehmensrisiken hat der Revisionsausschuss des Verwaltungsrats ein umfassendes System zur Überwachung und Steuerung der mit unternehmerischen Tätigkeiten verbundenen Risiken, inkl. der Risikokategorie CO2-Emissionen, in Kraft gesetzt, siehe Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 4.

G4-EC3 Umfang der betrieblichen sozialen Zuwendungen

Die Geberit Gruppe unterhält für ihre Mitarbeitenden in der Schweiz, in Deutschland, Österreich und in den USA Vorsorgepläne. Für weitere Informationen zu Pensions- und Vorsorgeplänen, siehe Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 3 > Personalvorsorge und Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 17.

G4-EC4 Bedeutende finanzielle Zuwendungen der öffentlichen Hand

Wesentliche Zuwendungen der öffentlichen Hand umfassen:

  • Ertragssteuern, siehe Finanzteil > Konsolidierter Jahresabschluss Geberit Gruppe > Anhang > Note 25.
  • Investitionszuschüsse für Neuinvestitionen, die den jeweiligen Wirtschaftsstandort fördern und Arbeitsplätze sichern: CHF 1,2 Mio. (davon ca. CHF 0,54 Mio. für den Standort Kolo und CHF 0,66 Mio. für den Standort Ozorkow).
  • Erhaltene Beiträge zur Ausbildungs- und Altersteilzeitförderung: CHF 0,3 Mio.
  • Förderung Lernende und Zuschüsse Schwerbehinderte: CHF 0,05 Mio.

Die öffentliche Hand ist im Verwaltungsrat der Geberit Gruppe nicht vertreten.

8.2 Marktpräsenz (EC)

Managementansatz Marktpräsenz

Geberit ist aus einem Familienunternehmen heraus zu einem globalen, börsenkotierten Unternehmen gewachsen, das die Fähigkeit bewiesen hat, sich einem rasch wandelnden Umfeld anzupassen. Innerhalb seiner Kernstrategie (siehe Managementansatz Wirtschaftliche Leistung) verfolgt Geberit das Ziel, dass Produktionswerke und Vertriebsgesellschaften als Einheiten mit hoher Eigenständigkeit gut funktionieren. Ein wesentliches Element hierfür ist eine hohe Akzeptanz bei der lokalen Belegschaft, auch dank einer attraktiven Lohnstruktur sowie die Einbindung von lokalem Know-how im Management.

G4-EC5 Verhältnis Eintrittsgehälter zum lokalen Mindestlohn

Geberit zahlt marktgerechte Löhne und berücksichtigt dabei lokale Gegebenheiten und Gesetze. Bei der Auswahl der Mitarbeitenden und deren Einsatz im Unternehmen legt Geberit grossen Wert auf eine der Aufgabenstellung entsprechende Qualifizierung. Die grosse Mehrheit der Geberit Mitarbeitenden an den 33 Produktionsstandorten sowie den Vertriebsstandorten wird entsprechend ihrer Qualifikation deutlich über dem jeweiligen Mindestlohnsegment entlöhnt. Für Geberit ist Stabilität und eine hohe Motivation bei den Mitarbeitenden wichtig. Dies wird beispielweise am neuen Standort in Indien auch über eine vergleichsweise attraktive Lohnstruktur gefördert. Die jeweils gültigen Vor­gaben zu Mindestlöhnen können gut eingehalten werden.

G4-EC6 Standortbezogene Personalauswahl

Geberit hat keine Personalpolitik oder Einstellungspraktiken, die eine Bevorzugung von Mitgliedern der lokalen Nachbarschaft bei der Einstellung von Geschäftsleitungsmitgliedern der jeweiligen Länderorganisationen vorsieht. Geberit möchte jedoch an den Produktions- und Vertriebsstandorten dezentral funktionierende Organisationen etablieren, weshalb immer wieder lokal angeworbene Führungskräfte integriert werden. Beispielweise werden die Vertriebsgesellschaften in Indien und China durch lokal angeworbene Geschäftsführer geleitet.

8.3 Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen (EC)

Managementansatz Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen

Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen entstehen hauptsächlich durch positive Nebeneffekte des direkten wirtschaftlichen Wirkens. Mit innovativen Lösungen bei Sanitärprodukten will Geberit die Lebensqualität und den Lebensstandard der Menschen nachhaltig verbessern. Die Volkswirtschaft profitiert in mehrfacher Hinsicht: durch den Beitrag zu besseren Sanitärstandards, einer langlebigen, ressourceneffizienten Sanitärinfrastruktur, durch Know-how-Transfer in die Sanitärbranche, durch Impulse für die Wirtschaft in regionalen Wirtschaftsräumen und durch Aufträge bei Lieferanten. Einen Managementansatz für indirekte wirtschaftliche Auswirkungen im engeren Sinne gibt es nicht. Stattdessen wird gemeinsam mit den involvierten Stakeholdern nach den jeweils besten Lösungen gesucht.

Im Rahmen der sozialen Verantwortung verfolgt Geberit eine klare Strategie und unterstützt deshalb jedes Jahr Sozialprojekte, die einen Bezug zum Thema Wasser und sanitäre Einrichtungen, zu den Kernkompetenzen und zur Kultur von Geberit aufweisen. Genauso wichtig ist dabei der Aspekt der persönlichen und beruflichen Bildung: Lernende sollen durch die aktive Mitarbeit in den Sozialprojekten in Entwicklungsregionen dieser Welt andere Kulturen kennen lernen sowie neue soziale, sprachliche und berufliche Kompetenzen erwerben. Die Sozialprojekte leisten zudem einen konkreten Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen, die unter anderem bis 2030 weltweit allen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ermöglichen wollen.

G4-EC7 Investitionen in Infrastruktur und Dienstleistungen im öffentlichen Interesse

Im Berichtsjahr wurden Spenden und finanzielle Beiträge inklusive Produktspenden in Höhe von insgesamt CHF 3,7 Mio. (Vorjahr CHF 2,6 Mio.) getätigt. Zusätzlich leisteten Geberit Mitarbeitende 2 336 Stunden (Vorjahr 1 657 Stunden) gemeinnützige Arbeit. Geberit unterstützt zudem Einrichtungen für behinderte Menschen und Langzeitarbeitslose, die im Jahr 2016 einfache Montage- und Verpackungsarbeiten in Höhe von rund CHF 6,3 Mio. (Vorjahr CHF 6,2 Mio.) ausgeführt haben, siehe auch Kennzahlen Nachhaltigkeit > Mitarbeitende und Gesellschaft.

Folgende Projekte und Partnerschaften standen 2016 im Fokus:

  • Durchführung eines Sozialprojekts in Warschau (PL) mit Lernenden: Umbau mehrerer Sanitäranlagen in einer Primarschule mit einem Geberit Team von zehn Lernenden sowie verschiedene Volunteering-Aktionen mit Schülerinnen und Schüler zum Thema Wasser.
  • Partnerschaft mit Helvetas zum Thema sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen und Unterstützung der neuen Helvetas-Kampagne für sauberes Trinkwasser und Latrinen mit einem namhaften Betrag.
  • Beteiligung an der gemeinnützigen Organisation Swiss Water Partnership zur Förderung des internationalen Dialogs zum Thema Wasser.
  • Durchführung des Projekts Perspektivenwechsel, bei dem zwei Schweizer Sanitärinstallateure nach Nepal reisten und dort während einer Woche mit zwei nepalesischen Kollegen mitarbeiteten. Kurze Zeit später wiederholte sich die Aktion in der Schweiz.
  • Volunteering von 17 Geberit Mitarbeitenden während zwei Wochen im westlichen Nepal: Unterstützung einer Dorfgemeinschaft bei den Arbeiten zur Erstellung einer Wasserleitung. Zusätzlich wurde durch Geberit eine grössere Spende für die Helvetas Wasserprojekte in Nepal geleistet.
  • Unterstützung von sechs Berufsschulen für Sanitärinstallateure in der Ukraine mit dem Ziel, eine professionelle und zeitgemässe Sanitärausbildung zu ermöglichen.
  • Verschiedene lokale Initiativen und Sammelaktionen in Polen, England, Frankreich, Deutschland und der Schweiz als Ergänzung des sozialen Engagements der Geberit Gruppe auf lokaler Ebene.

G4-EC8 Indirekte wirtschaftliche Auswirkungen

Geberit ist Teil der Wertschöpfungskette in der Baubranche. Wesentliche indirekte wirtschaftliche Auswirkungen entstehen downstream auf der Kundenseite bei Planern, Installateuren und Endkunden sowie upstream bei Lieferanten und Transportunternehmen. Mit der kontinuierlichen Investition in 33  Produktionswerke in Europa, China, Indien und den USA sowie dem Logistikzentrum in Deutschland werden die jeweiligen regionalen Wirtschaftsräume gestärkt.

Dank Geberit Know-how und Produkten wird das Wasser- und Abwassersystem signifikant entlastet. Mit allen 2-Mengen- und Spül-Stopp-Spülkästen, die seit 1998 installiert wurden, konnten gemäss einer Modellrechnung gegenüber traditionellen Spülsystemen bis heute rund 22 600 Millionen Kubikmeter Wasser eingespart werden. Allein im Jahr 2016 betrug die Einsparung 2 430 Millionen Kubikmeter. Dies ist mehr als die Hälfte dessen, was alle Haushalte Deutschlands während eines Jahres verbrauchen.

Geberit setzt sich für nachhaltig ausgerichtete Sanitärsysteme ein, die als Bauelemente die Infrastruktur mitprägen. So arbeitete Geberit beispielsweise aktiv darauf hin, die gültige Norm für die Dimensionierung von Abwasserrohrsystemen in Richtung kleinerer Durchmesser anzupassen. Dies ist wichtig, damit auch bei geringeren Abwassermengen die volle Funktionsfähigkeit des Abwassersystems gewährleistet wird. Geberit unterstützte zudem die 2011 erfolgte Lancierung von WELL (Water Efficiency Label), einem Produkt-Klassifizierungssystem für wasser- und ressourcensparende Sanitärprodukte. Ähnlich dem Thema Abwasserhydraulik hat Geberit auch massgeblich dazu beigetragen, dass die Themen Schall- und Brandschutz, sowie Hygiene im Bereich Trinkwasser und Sanitärräume zum Wohle der Endverbraucher weiterentwickelt und in Normen und Empfehlungen verankert wurden.

Durch Innovation und neue Produkte, die von Grosshändlern, Installateuren und Planern weltweit verkauft und umgesetzt werden, gibt Geberit Impulse in der Sanitärbranche. In den 25 Informationszentren in Europa und in Übersee wurden allein 2016 über 30 000 Kunden an Produkten und Softwaretools aus- und weitergebildet, siehe Berichtsteil > Lagebericht der Konzernleitung > Geschäftsjahr 2016 > Kunden.

Ende 2016 beschäftigte Geberit 233 Auszubildende (Vorjahr 255). Die Übertrittsrate in ein weiterführendes Anstellungsverhältnis betrug 75% (Vorjahr 64%). Alle Auszubildenden sollen während ihrer Ausbildung grundsätzlich an mehreren Standorten arbeiten. Auslandserfahrung und Know-how-Transfers sind ein Plus, gerade für die jungen Mitarbeitenden.

Wesentlich sind auch die indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen auf Lieferanten und Transportfirmen. Im Jahr 2016 betrug der Warenaufwand der Gruppe CHF 789,3 Mio. (Vorjahr CHF 755,0 Mio.). Dabei steht Geberit insgesamt mit rund 2 250 Lieferanten in Beziehung. Das Unternehmen hat keine eigene Transportflotte und beauftragt externe Transportunternehmen.